Bestimmte Zonen im Personalrestaurant des Schweizer Radio und Fernsehens sollen nur Mitarbeitende mit Zertifikat betreten dürfen, so der Plan. Auch andere Firmen sehen das als Option.
In der Mittagspause könnten sich die Wege einiger TV-Mitarbeitenden bald trennen: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) plant, in bestimmten Teilen seiner drei Personalrestaurants in Zürich und Bern Zonen mit Zertifikatspflicht einzuführen. Analog zur übrigen Gastronomie würden dort sämtliche Sicherheitsmassnahmen wegfallen. Ein Teil der Personalrestaurants bliebe ohne Zertifikat nutzbar.
Laut SRF-Mediensprecherin Andrea Wenger hat sich das Unternehmen für diese Lösung entschieden, um die Platzknappheit zu beheben. «Aufgrund der covidkonformen Möblierung stehen aktuell insbesondere zur Hauptessenszeit am Mittag nicht genügend Sitzplätze zur Verfügung.»
Der zweite Grund betrifft den sozialen Austausch. «Zudem wären persönliche Begegnungen und der gegenseitige Austausch in der zertifikatspflichtigen Zone wieder möglich, so wie dies auch in der übrigen Gastronomie der Fall ist.»
Vernehmlassung läuft
Für ungeimpfte Mitarbeitende sind die Zertifikats-Zonen offen, sofern sie einen negativen Test vorweisen. «SRF bietet mehrmals pro Woche Betriebstests an. Wie alle repetitiven Betriebstests bleiben auch diese Tests gratis», sagt Wenger.
In einer Vernehmlassung können sich die Mitarbeitenden zurzeit zum Vorhaben äussern. Ob die Zertifikatspflicht in bestimmten Bereichen eingeführt wird, entscheidet sich laut Wenger im Verlauf des aktuellen Monats.
Arbeitgeberverband begrüsst Zonen
Auch andere Firmen schliessen solche Zonen in ihren Personalrestaurants nicht aus. «Erhöht sich die Auslastung in den Personalrestaurants der SBB, werden zusätzliche Massnahmen geprüft», sagt SBB-Mediensprecher Daniele Pallecchi. Die aktuelle Auslastung könne mit dem bestehenden Schutzkonzept gut bewältigt werden. Auch bei der Credit Suisse heisst es: «Wir prüfen die Situation laufend und ergreifen je nach Notwendigkeit Massnahmen.»
Auch der Schweizerische Arbeitgeberverband zeigt sich offen. Der Arbeitgeberverband begrüsse differenzierte betriebsinterne Massnahmen zum besseren Schutz der Mitarbeitenden, wie allfällige Zertifikats-Zonen, sagt Daniella Lützelschwab, Ressortleiterin Arbeitsmarkt. «Damit werden Erleichterungen für die Mitarbeitenden mit Zertifikat möglich, beispielsweise Verzicht auf Maskenpflicht, und gleichzeitig können durch den Wegfall der Abstandsregeln auch die Kapazitäten in den Betriebskantinen erhöht werden.» Wichtig sei der Einbezug der Mitarbeitenden, um eine Lösung zu finden.
«Spannungen im Arbeitsalltag drohen»
Arbeitnehmerverbände kritisieren die Trennung beim Mittagessen. «Personalrestaurants in solche Zonen einzuteilen, ist heikel», sagt Hansjörg Schmid, Sprecher des Angestelltenverbands Angestellte Schweiz. Die Zonen zwängen Mitarbeitende, die sich nicht impfen lassen können oder wollen, sich zu outen. «Oder sie meiden die Kantine, was auch nicht sinnvoll ist.»
Werden die Mitarbeitenden in der Mittagspause in zwei Gruppen eingeteilt, drohen laut Schmid Spannungen im Arbeitsalltag. «Die Mitarbeitenden, die nicht in der Zertifikats-Zone gegessen haben, könnten von Kolleginnen und Kollegen diskriminiert werden.» Auch sei möglich, dass sich die Ungeimpften durch die Trennung am Mittag im Team nicht mehr eingebunden fühlten. «All das wirkt sich negativ auf die Zusammenarbeit aus.»
Quelle: 20min