Vorschlag an die Ukraine
Antisemitismusbeauftragter rügt Melnyk
Mit seinen Äußerungen zum ukrainischen Nationalistenführer Bandera hat Botschafter Melnyk nicht nur viel Kritik auf sich gezogen – sondern seine eigene Regierung in Kiew gar zu einer Distanzierung bewegt. Der deutsche Antisemitismusbeauftragte macht einen Annäherungsvorschlag.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk für seine Äußerungen über den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera kritisiert. “Die Äußerungen von Botschafter Melnyk zu Stepan Bandera, einer äußerst umstrittenen Persönlichkeit, halte ich für problematisch”, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Sie nähren das russische Narrativ im derzeit stattfindenden Konflikt und sorgen eher für Spaltung und Unverständnis bei befreundeten Staaten.”
Melnyk hatte in einem Interview bestritten, dass Bandera als Kollaborateur der Nazis mitverantwortlich für Pogrome und die Ermordung von 800.000 Juden in der Ukraine war. “Ich bezweifle, dass er Befehle gegeben hat, Juden zu töten”, sagte Melnyk. “Es gibt keine Beweise.” Das ukrainische Außenministerium ging daraufhin auf Distanz zu Melnyk. “Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, die er in einem Interview mit einem deutschen Journalisten ausgedrückt hat, ist seine persönliche und gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wider”, hatte es aus Kiew geheißen.
Klein appellierte an die Ukraine, einen Beitrittsantrag bei der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zu stellen. “Diese zwischenstaatliche Organisation ist das geeignete Forum, in dem die von Herrn Melnyk aufgeworfenen Fragen international differenziert diskutiert werden können”, sagte der Regierungsbeauftragte.
Klein bedauerte, dass die ukrainische Regierung sich hinsichtlich einer IHRA- Mitgliedschaft bisher ablehnend gezeigt habe. “Die von Botschafter Melnyk ausgelöste Debatte sollte Anlass sein, nunmehr rasch eine Aufnahme anzustreben”, sagte er.
Quelle: NTV